1
2
3
4
5
6
Es geht nicht nur um China
Diese Länder zanken sich im Indopazifik
1
Chiara Schlenz - Redaktorin Ausland
Zurzeit spitzt sich die Lage in Ostasien wieder zu. China hat vor einer Woche eine Militärübung rund um Taiwan gestartet. Dort wurde die militärische Annexion des Inselstaates geübt. Aktuell tagen G7-Minister in Japan. Ganz generell haben sich in den letzten Wochen und Monaten westliche Politiker und Politikerinnen in der Gegend die Türklinke gereicht.
Es braut sich etwas zusammen im Indopazifik. Blick liefert dir eine Übersicht über die wichtigsten Beteiligten und ihre Ansprüche in der Region.

China
2
China wird im Indopazifik immer mächtiger, seit Jahren baut es seine Militärpräsenz in der Region aus. Chinas Agenda sieht eine beinahe vollständige Beherrschung des Südchinesischen Meeres vor. Und damit die Kontrolle über einige der wichtigsten Handelsrouten der Welt.
Chinas Selbstbewusstsein und Expansionsstreben nahm in den letzten Jahren deutlich zu. Erwähnenswert ist zum einen das immer aggressivere Vorgehen gegen die aus Sicht Chinas «abtrünnige Provinz» Taiwan. Des Weiteren sind die Ansprüche auf Inseln im Südchinesischen Meer, bei denen Öl- und Gasvorkommen vermutet werden, bedeutsam. In beiden Fällen erkennt die asiatische Grossmacht die offiziellen territorialen Zugehörigkeiten nicht an und verletzt regelmässig den Luft- und Seeraum.

Taiwan
3
Der kleine Inselstaat liegt im Norden des Pazifiks vor der Küste Chinas. Taiwan ist eine westlich orientierte Demokratie, die jedoch offiziell von fast keinem Staat weltweit anerkannt wird. Dies ist auf die Ein-China-Politik zurückzuführen, wonach sich die Volksrepublik als einzigen Vertreter Chinas betrachtet. Diplomatische Beziehungen zu anderen Staaten werden nur geführt, wenn diese Prämisse anerkannt wird.
Folglich erkennen auch die USA und ihre Verbündeten seit den 1970er Jahren Taiwan offiziell nicht als eigenständigen Staat an. Trotzdem unterstützt Amerika das Land politisch und militärisch. Das wichtigste Anliegen Taiwans ist seine Souveränität und der Aufbau eines diplomatischen Netzes.
Sharinee Jagtiani, Indopazifik-Expertin und Gastforscherin am deutschen Institut GIGA, erklärt gegenüber Blick: «Taiwan ist ein wichtiger militärischer Krisenherd im indopazifischen Raum.»

Japan
4

Japan gilt als pazifistisches Land. Doch im Angesicht der chinesischen Drohgebärden hat das Land massiv aufgerüstet, wie ZDF schreibt. Mitte März wurde ein neuer Militärstützpunkt eröffnet. Im Dezember hatte die Regierung in Tokio ihre «Nationale Sicherheitsstrategie» überarbeitet.
Bis 2027 soll der Verteidigungshaushalt auf zwei Prozent des japanischen Bruttoinlandsproduktes ansteigen. Kommt es dazu, hätte Japan nach den USA und China den drittgrössten Rüstungsetat weltweit. Der Grund: Die wachsende Bedrohung durch China.

Indien
5

Offiziell ist Indien die grösste Demokratie der Welt. Und nach neuesten Angaben der Uno auch das bevölkerungsreichste Land der Welt. Damit hat Indien China zumindest bei der Bevölkerungszahl überholt. Auch wirtschaftlich und militärisch gewinnt das Land immer mehr an Bedeutung. So ist Indien der grösste Waffenkäufer der Welt.
Im indopazifischen Raum spielt laut Expertin Jagtiani vor allem Grenzkonflikte mit China eine wichtige Rolle für Indien. «In den letzten Jahren hat China sein militärisches Engagement an der 3500 Kilometer langen Grenze stark gesteigert.» Zudem möchte sich Indien immer mehr als wichtiger Player in der Weltordnung etablieren.

Der Westen
6

Der indopazifische Raum ist für den Westen strategisch wertvoll. Nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ideologisch. «Hier sehen wir den Bruch zwischen dem Westen und China ganz klar», meint Jagtiani.
Besonders Amerika spielt eine grosse Rolle. «Die Vereinigten Staaten sind ein wichtiger Sicherheitsgeber in der Region und haben entscheidende Interessen in dieser Region», erklärt Jagtiani. «Es handelt es sich um eine Auseinandersetzung um Werte und eine regelbasierte Ordnung.»
Aber auch Europa macht sich bemerkbar: «Wir beobachten in Europa eine zunehmende Ausrichtung auf den indopazifischen Raum», so die Expertin. «Dies wird in der Region zwar allgemein begrüsst, doch ist Vorsicht geboten, um sicherzustellen, dass die Spannungen gemanagt und nicht eskaliert werden.»