Syrien-Krieg: Wer kämpft gegen wen?

Seit mehreren Jahren tobt in Syrien schon der Krieg. Doch in Wahrheit ist der Bürgerkrieg schon lange ein internationaler Konflikt und seine Folgen haben Europa erreicht: Terror und Flüchtlinge. Eine Übersicht über alle Kriegsparteien und wo überall in Syrien gekämpft wird.


Das syrische Regime und seine Verbündeten

Assads Regime

Seit Oppositionsgruppen nach dem Arabischen Frühling im Jahr 2011 zu den Waffen gegriffen haben, versucht Baschar al-Assad, mittels Militärgewalt die Kontrolle über ganz Syrien zurückzugewinnen. Lange sah es so aus, als sei er auf verlorenem Posten – bis ihm Wladimir Putin im vergangenen Herbst zu Hilfe eilte. Dank russischen Luftschlägen erobert der Machthaber nun Stück für Stück von Syrien zurück. Eine totale militärische Kontrolle des Landes schätzen die meisten Experten aber als unrealistisch ein.

Iran und Hisbollah

Die islamistische Miliz entstand im Libanon, wo sie seit Jahrzehnten gegen Israel kämpft. Sie stellt neben der syrischen Armee die grösste Anzahl an Assad-Soldaten. Die Hisbollah wird massiv vom Assad-Verbündeten Iran unterstützt, von dort erhalten sie Waffen, Geld und Ausbildung. Als Baschar al-Assad in Bedrängnis geriet, schickte Iran die Hisbollah zu Hilfe – sie kämpfte wacker für den Machthaber, musste aber schwere Verluste hinnehmen. Den Iran und Assad verbindet vor allem die gemeinsame Abneigung gegen Israel.

Russland

Russland ist seit Jahrzehnten eine Schutzmacht von Syrien. Seit dem vergangenen September unterstützen Wladimir Putins Kampfjets die syrischen Regierungstruppen mit Luftangriffen. Offiziell im Kampf gegen den Islamischen Staat – ein grosser Teil der Angriffe richten sich jedoch gegen die Rebellen. Im Kampf gegen diese spannt Russland seit kurzem auch mit kurdischen Kämpfern zusammen.

Die Opposition

USA und ihre Anti-IS-Koalition

Im Herbst 2014 bildeten die USA ein internationales Bündnis gegen den Islamischen Staat. Der Koalition gehören rund 60 Staaten an, nicht alle beteiligten sich jedoch an Kampfhandlungen. Neben den USA fliegen auch Grossbritannien, Frankreich, Australien, Dänemark, Belgien, Kanada an militärischen Operationen. Auch Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Katar und Jordanien unterstützen die USA bei Luftangriffen. Die USA möchte zwar, dass Assad seinen Posten räumt, doch sie konzentrieren ihre Angriffe auf ihren Hauptfeind in der Region, die Terrormiliz Islamischer Staat. US-Präsident Donald Trump holt zum militärischen Schlag gegen Diktator Assad aus. Die USA haben einen Flugplatz der syrischen Armee mit Tomahawk-Raketen bombardiert.

Die Freie Syrische Armee (FSA)

Obwohl es der Name vermuten lässt, handelt es sich hier nicht um eine Armee, sondern um ein Verbund von Rebellengruppen. Gegründet wurde die FSA zu Beginn des Kriegs von abtrünnigen Offizieren der syrischen Armee. Ihr Ziel ist klar: Assad muss um jeden Preis weg. Die FSA musste nach anfänglichen Erfolgen herbe Rückschläge einstecken und war zeitweise ihrer Auflösung nahe. Seit sie 2015 den Kurden halfen, die strategisch wichtige Stadt Kobane aus den Händen des Islamischen Staates zu befreien, sind sie wieder im Gespräch. Das heftig umkämpfte Aleppo im Norden Syriens ist die letzte wichtige Stadt, die die FSA noch kontrolliert.

Syrische Nationale Koalition

Hierbei handelt es sich um ein Oppositionsbündnis. Gegründet wurde es am 11. November 2012 in der katarischen Hauptstadt Doha. Die politische Opposition will eine Exilregierung aufbauen und strebt den Sturz von Präsident Baschar al-Assad an. Der Sitz der Syrisch Nationalen Koalition befindet sich in der türkischen Stadt Istanbul.

Saudi-Arabien

Obwohl Saudi-Arabien Teil des Anti-IS-Bündnisses ist, verfolgt das Königreich eigene Interessen. Es sieht sich als sunnitische Schutzmacht und steht den radikalen Gruppen in Syrien ideologisch nah. Das macht Saudi-Arabien zu einem wichtigen Unterstützer von radikalen Islamisten und Rebellen. Ausserdem führt Saudi-Arabien in Syrien einen Stellvertreterkrieg gegen den Erzfeind Iran – beide beanspruchen den Status der stärksten Regionalmacht für sich.

Türkei

Der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan will Assads Sturz. Jahrelang duldete die Türkei die Einreise von Dschihadisten nach Syrien und unterstützte islamistische Kampfgruppen. Offiziell gehört die Türkei zur von den USA angeführten Anti-IS-Koalition – doch Erdogan konzentriert seine Bemühungen auf den Kampf gegen die Kurden. Anfang Februar mischt sich die Türkei direkt in den Konflikt ein und bombardiert kurdische Stellungen vom eigenen Territorium aus. Dafür hagelt es internationale Kritik – und die Beziehung zu Russland sinkt unter den Gefrierpunkt.

Weitere Gruppen

Im unübersichtlichen Kampf kämpfen weitere unterschiedliche Gruppierungen gegen das Regime von Assad. Einige von ihnen haben sich zu grösseren Anti-Assad-Allianzen zusammengeschlossen. Etwa der «Dschaisch Al-Fatah» («Armee der Eroberung»), zu der moderate Kräfte, aber auch radikale Gruppen wie die Al-Nusra-Front, der syrische Ableger der Al-Kaida, gehören.

Andere Kriegsparteien

Kurden

Die Kurden wollen die unübersichtliche Lage in Syrien nützen, um ein zusammenhängendes Gebiet zu kontrollieren – und sich die Chance auf einen eigenen Staat sichern. Für den Kampf zuständig sind die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), der bewaffnete Arm des syrischen Ablegers der Arbeiterpartei PKK. Anfangs galten sie als wichtiger Verbündeter des US-Bündnisses im Kampf gegen den Islamischen Staat. In dem Gebiet, das sie beanspruchen, bekämpfen die Kurden aber auch syrische Rebellengruppen – jüngst sogar mit der Unterstützung der russischen Luftwaffe. Diese Zusammenarbeit bereitet den USA, welche sowohl die Kurden als auch die Rebellen unterstützen, wenig Freude.

Islamischer Staat

Die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat ist aus dem irakischen Ableger von Al-Kaida entstanden. Ihr erklärtes Ziel ist es, einen islamischen Gottesstaat zu errichten – dafür ist den Dschihadisten jedes Mittel recht: Krieg, Terror-Anschläge, medienwirksam inszenierte Hinrichtungen. Aktiv ist der IS nicht nur in Syrien, sondern auch im Irak. Der IS profitiert davon, dass ihm keine geeinte Front gegenübersteht. Während sich die Kurden und Russen auf den Kampf gegen die Rebellen konzentrieren, können die Dschihadisten aufatmen.